Das Ende des EGF
Glosse über die Abschaffung des Eisautomaten an der Schule

Das Austauschjahr in den USA war vorüber und er freute sich an seiner Schule Lehrer, Freunde und Klassenkameraden wiederzusehen. Es war ein grauer Herbstmorgen, an dem er den Pausenhof wieder betrat - aber etwas war anders. Wo einst fröhliche Schüler Fußball spielten, der ein oder andere ihm auch mal ein Bein stellte, war niemand mehr. "Das EGF braucht keinen Pausenhof mehr. Die Schüler kommen ja nicht zum Pause machen in die Schule" erfuhr er von einem Bauarbeiter, den er dort antraf.
Er ging durch die leere Aula und hielt den Kopf zu Boden, denn was er sah, konnte er nicht glauben. Er wusste zwar, dass der Eisautomat abgeschafft werden sollte und die Zukunft des Colaautomaten ungewiss war, aber dass so etwas geschehen würde, daran hatte er im Traum nicht gedacht. Herrn Schaupps Brotzeitecke wurde in eine Ausstellungsvitrine umgewandelt. "Brotzeit brauchen die Schüler nicht mehr. Das, was sie essen wollen können sie ja selber mitbringen" hieß es. Verzweifelt wandelte er in den ersten Stock hinauf, doch die Tür zu Sekretariat und Lehrerzimmer war verschlossen. "Zutritt verboten!" stand auf einem Schild. Er konnte nicht wissen, dass viele ihm liebgewordene Personen zwecks Personalreduzierung abgeschafft wurden.
Er suchte schwermütig sein Klassenzimmer. Die meisten Räume waren so leer wie die Aula, aber in einer dunklen (Licht war nämlich Stromverschwendung und total überflüssig) Ecke traf er in einem Zimmer drei seiner alten Klassenkameraden an. Sie lasen in Büchern; einen Lehrer vernahm er nicht. "Wozu brauchen wir Lehrer!? Es steht doch alles in den Schulbüchern." teilte man ihm mit. Das konnte nicht wahr sein, es war wie ein Alptraum für ihn. Die so stolze Schule, die er vor einem Jahr verlassen hatte, war nicht mehr das, was man sich unter einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasium vorstellt. Er rannte hinaus, weit weg von dem, was sich noch EGF schimpfte. Der Hof war voller Maschinen. Er lauschte im vorübergehen den Worten des Bauarbeiters, die von großen Plänen handelten. "Wozu brauchen wir das Gebäude noch? Wegen 14 Schülern lohnt sich die Sache nicht mehr!" waren die letzten Worte, die er noch verstand. Danach rissen Bulldozer die Fassaden ein...

© 20.01.1998

    

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